Blaue Flammen am Gunung Ijen

Als Stärkung für den Trip haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen. Restaurants in diesem Ort sind gar nicht so leicht zu finden. Java ist wieder stärker vom Islam geprägt, daher gibt es keinen Alkohol. Erstaunt hat uns aber, dass wir auch kaum Cola zu Trinken gefunden haben. Es war dann doch bereits neun Uhr abends bis alles für den Trip hergerichtet war. Die Stirnlampen und eine Reservetaschenlampe waren aufgeladen, Wäsche war hergerichtet und auch die Wanderschuhe standen bereit. Diesmal haben wir extra noch Wanderschuhe gekauft und diese den ganzen Urlaub über mitgeschleppt.
Um 23:30 Uhr klingelte dann bereits der Wecker und es hieß fertig machen. Der Betreiber unseres Homestay war auch bereits auf den Beinen. Er wollte uns dann noch einen Kaffee und Tee anbieten. Aus diesem wurde jedoch nichts, da unsere Abholung überpünktlich war. Macht nichts! Wir freuten uns riesig darauf, dass es endlich los ging. Unser Jeep mit Allradantrieb hat dann noch zwei weitere Pärchen aufgesammelt, bevor es den steilen Anstieg mit dem Wagen hinaufging. Dieser war so krass, dass der alte und zuverlässige Jeep an einem besonders steilen Stücken anhalten und den Allradantrieb einschalten musste. Allgemein ging es langsam aber immer stetig voran. Endlich oben angekommen hieß es warm anziehen. Während wir unten in der Stadt gut und gerne noch kurze Hose und T-shirt hätten tragen können, war es dort oben so kühl, dass selbst lange Hosen und dünnes langärmliges Shirt zu wenig waren. Also Jacken bzw. dicken Pulli an und Stirnlampe aufgesetzt. Dazu gab es noch für jeden eine Atemmaske und auch nochmal eine Taschenlampe. Gut ausgestattet mit allem und natürlich auch mit Wasser ging es dann langsam los mit unserem Guide. Der sandige Weg war steil, jedoch gut zu bewältigen, insbesondere mit unseren Wanderschuhen und nicht wie die anderen in Turnschuhe oder gar Flipflops. Ja richtig gelesen, wir haben tatsächlich Menschen in Badelatschen und kurzen Hosen gesehen. Keine Ahnung, wie die auf diese Idee gekommen sind.

Nach circa 1,5 Stunden sind wir bereits oben angekommen. Unsere Gruppe war uns beiden einfach zu langsam, sodass wir diese recht schnell aus den Augen verloren hatten. Dies ist jedoch auch überhaupt kein Problem, da man sich nicht verlaufen kann. Es gibt nur einen Weg nach oben und bei den vielen Touristen hätte man sich sowieso nicht verlaufen können. Irgendwann sind wir dann immer noch in völliger Dunkelheit oben angekommen und wunderten uns kurz, dass wir es anscheinend schon geschafft hatten, da es jetzt nur noch bergab ging.

Der Weg war sehr steinig und steil. Man musste schon aufpassen, wo man hintritt. Wir waren dankbar für die Wanderschuhe. Damit hatten wir jederzeit einen guten Stand und sind kein einziges Mal weg gerutscht. Man sieht in der Ferne im Dunkeln nur die ganzen Lichter der Taschenlampe und sieht nicht so recht, wo das eigentlich Ziel ist. Selbst als wir unten angekommen sind, änderte sich das nicht wirklich.

Atemberaubend waren die blauen Flammen, die nun langsam sichtbar waren und nahe des Kratersees nach oben schlugen. Der Dampf und die Schwefelwolken waren einfach nur atem(be)raubend. Der Rauch nahe der Flammen war so dicht und beißend, dass man ihn trotz Atemmaske noch deutlich zu spüren bekam. Dies konnte man auch an dem brennenden Augen merken.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass es hier Arbeiter gibt, die diesen Weg jeden Tag und oft sogar mehrmals auf sich nehmen, um Schwefel abzubauen. Der Schwefel tritt am Vulkan aus und wird dort mit Eisenstangen herausgeschlagen. Die Arbeiter transportieren ca. 50-90 kg Schwefel den steilen Berg hinauf und bekommen dafür umgerechnet ca. 6-10 € pro Tag. Das ist wohl einer der miesesten Jobs dieser Erde. Zumal sich die Arbeiter dort weder Atemmaske noch Handschuhe leisten können oder wollen. Was die beißenden Dämpfe für die Gesundheit bedeuten, möchten sich glaube ich keiner ausmalen. Interessanterweise kam gerade gestern hierzu im Ersten beim Weltspiegel zufällig eine Reportage.

Solange alles im Dunkeln liegt, ist man sich der Natur und der Schönheit dieses Naturschauspiels gar nicht bewusst. Man nimmt nur die zahlreichen Lichter der Lampen war. Wir wollten den Sonnenuntergang unbedingt von etwas weiter oben erleben, sodass wir uns beeilt haben, da die Strecke mit Touris voll war und nur langsam unterwegs war. Die halbe Strecke haben wir dann so schnell es ging erklommen und uns einen guten Aussichtspunkt gesucht. Bereits auf dem Weg nach oben, fing es leicht zum Dämmern an. Hammer! Einfach nur krass, wenn plötzlich nicht nur der Dunst zu sehen ist, sondern der riesige Kratersee vor den Augen auftaucht! Dann auch erst stellten wir fest, welchen steilen Weg wir eigentlich hinab gestiegen waren. Man kann es gar nicht in Worte fassen, also seht einfach selbst.


Beschreibung zum verwendeten Soundtrack
Track: Diviners - Savannah (feat. Philly K) [NCS Release]
Music provided by NoCopyrightSounds
Watch: https://www.youtube.com/watch?v=u1I9ITfzqFs
Free Download / Stream : http://ncs.io/savannah


Wieder oben am Kraterrand des Vulkans angekommen, hat der Berg nebenan (Gunung Merapi Ungup-Ungup), dem Vulkan und den blauen Flammen fast die Schau gestohlen. Er war wunderschön in Wolken eingehüllt. Nach einigen weiteren Bilder, Videos und Smalltalks mit einer kleinen Gruppe Einheimischer ging es an den Abstieg und oh mann gegen Ende tat mein rechtes Knie doch schon sehr weh, von der Anstrengung des ständigen Bergabgehens. Aber da muss man durch....

Wieder zurück an der Basis, stellten wir fest, dass von unserer Gruppe noch keiner wieder zurück war. Unserer Gruppe hatten wir beim Aufstieg zum Calderarand kurz wieder gesehen und dachten, diese wären nun vor uns. Anscheinend waren wir auch hier mal wieder schneller unterwegs 😉

Bevor wir wieder zurückfuhren haben wir noch den Rest unserer Kekse aufgefuttert und reichlich Wasser getrunken. Auf dem Weg hatten eines der Pärchen die Idee noch an einem Wasserfall vorbei zu schauen. Sie hatten sich diesen bereits vorher auf der Karte angesehen und hatten sogar Badesachen mit. Was hätten wir nur für Badehose und Bikini gegeben, nachdem wir doch verschwitzt waren.

Zurück in der Unterkunft hieß gleich ab unter die Dusche. Wir stellten erst dort fest, wie krass unsere Klamotten nach Schwefel müffeln und wie dreckig unsere Schuhe von dem Sand und Schwefel waren. Daher wurden die Schuhe so gut es ging gereinigt. Bei den Klamotten hilft nur irgendwo Waschen lassen. Dann haben wir unsere Sachen gepackt, obwohl wir eigentlich noch eine weitere Nacht gebucht hatten. Der Ort lädt leider nicht zum Verweilen ein, sodass wir bereits gestern entschieden hatten wieder nach Bali zurückzukehren. Kurz noch die Fahrt zur Fähre organisiert ging es auch schon los. An der Fähre haben wir Tickets für gerade mal ca. 0,85 € für zwei Personen gekauft. Auf Bali dann in den nächsten public bus und für gerade mal 100k IDR zurück nach Mengwi dem Busbahnhof und dann für 150k IDR mit dem Taxi wieder zurück nach Ubud. Wir waren so geschafft, dass wir nur noch kurz Essen gingen und dann nur noch ins Bett gefallen sind.

Es war einfach ein herrlicher Trip, der uns noch unglaublich lange im Gedächtnis bleiben wird.

5 Kommentare

  1. Ingrid Eichinger

    Hallo Ihr Beiden, unbeschreibliche Aufnahmen, man ist schon beim anschauen überwältigt. Ihr habt es ja hautnah erlebt, das wird Euch ganz sicher ewig in Erinnerung bleiben. Der Wasserfall ist auch sehr schön anzuschauen, wenn man keine Badeklamotten dabei hat, blöd gelaufen. Schönen Urlaub noch für Euch beide. Lg Ingrid

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  2. Ute Sicker

    Hi Ihr Zwei,das sind ja wirklich atemberaubende Bilder, so habe ich mir einen Vulkan nicht vorgestellt. Die armen Menschen die da arbeiten tun mir echt leid, ich hoffe ihr habt denen wenigstens ein Trinkgeld gegeben. Schöne Schuhe habt ihr übrigens, damit könnt ihr ja jetzt öfter mal in die Berge fahren und braucht nicht immer nach Berlin!!Ich glaube, diese Fahrt war ganz schön anstrengend für Euch wie
    wir auf dem Bild von der schlafenden Bianka sehen können. Erholt Euch noch ein paar Tage, nächste Woche geht der Ernst des Lebens wieder los. Wünsche Euch noch einen guten Flug und viel Spass in Jakarta. Liebe Grüße aus Eching, hier ist es übrigens ganz schön frisch geworden, habe vorhin die Heizung aufgedreht.

    Ute und Herbert

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    1. Joachim Sicker

      Es gibt ja mehrere Vulkanearten. Dieser ist nicht wie man das klassisch kennt mit Lava und rauch (letzter Ausbruch 2002). Der See schimmert richtig grün-blau und ist wirklich eine Augenweide. Schwimmen ist hier aber nicht zu empfehlen. Der pH Wert liegt zeitweise bei 0,3. Er wird daher auch von manchen als größtes Säurefass der Welt genannt. Zudem wäre die Temperatur des Sees schlecht für die Haut 😉

      Die Leute kann man mit dem Kauf von selbsgeschnitzen Schwefelskulpturen unterstützen. Die wiederrum muss man aber spätestens am Flughafen wieder wegwerfen, da verboten!

      Grüße vom Airport DPS
      Bianka & Joachim

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  3. Andy

    Hallo Ihr Beiden.
    Das ist ja wohl das grasseste was man sich in seinem Urlaub ansehen kann. Ich habe vor kurzem eine Reportage über diesen Schwefelabbau gesehen. Darin waren die gleichen Informationen die Ihr auch erfahren habt. Unheimlich steile Wege, keine Schutzkleidung für die Arbeiter die den Schwefel abbauen, wenig Verdienst und knochenharte Arbeit. Der Schwefel brennt an den Fundstellen stetig mit einer blauen Flamme und setzt dabei einen stechenden Geruch ab der, bestimmt giftiger ist als unsere Dieselabgase.
    Das Video und die Bilder sind wie immer vom Feinsten.
    Euch noch ein paar schöne, aufregende Tage
    Liebe Grüße
    Andy

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    1. Joachim Sicker

      Servus Andy,
      ja der Vulkan war echt toll. Auch wenn es früh nach oben ging und mann wenig Schlaf bekam. Würden wir beiden jedem empfehlen! Wahrscheinlich hast du genau die Reportage gesehen, die wir im Beitrag verlinkt haben. Schwefel ist bei uns ja eher ein Abfallprodukt was bei der Ölverwertung anfällt. Im armen Ostteil von Java ist dies anders. Wir beide würden den Job nicht mit den Arbeitern hier tauschen wollen.
      Grüße Bianka & Joachim

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